Um die Rolle von digitalen Medien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu verstehen, muss man die Essenz der Digitalisierung verstehen. Bei der Gestaltung digitaler Lernformate geht nicht darum zu verstehen, wie man Ressourcen „digital“ verfügbar macht („Pdf hochzuladen“). Es geht darum den Kern der Transformation zu verstehen , die die Digitalisierung ausmacht.
Die Essenz der Digitalisierung wie sich in den letzten 20 Jahren etabliert hat, liegt in der automatisierten Verarbeitung von Daten. Das heisst nicht nur Erfassung von Daten (Analog >Digital) , sondern automatisierte Analyse von Daten, automatisierte Erzeugung von aus den Analysen gewonnenen Daten, und automatisierte Weiterverarbeitung dieser Daten . Das erklärt den heutigen enormen Zuwachs an Daten und den dringenden Bedarf nach Automatisierungsverfahren, um diese Daten weiter zu erfassen, analysieren und als Vorlage für Handlungen und Entscheidungen aufzubereiten. („data driven decisions“, „Big data“ „machine learning“). Die Digitalisierung bringt mit sich eine Änderung von Werkzeugen und Artefakten („Plattformen und Inhalten“), und auch eine Veränderung unserer Kultur, der Wahrnehmung der Realität und unserer sozialer Beziehungen. Die drei Merkmale davon (Nach Stadler 2016) sind Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizitat . Das bedeutet die Erstellung von Lerninhalte und Konsum auf Lernplattformen muss Rechnung tragen, dass die Akteure im Spiel, die diese Inhalte rezipieren, durch die Digitalisierung spezifische Erwartungen und Verhalten haben. Das spiegelt sich in der Weise, wie Lerner auf Inhalte zugreifen, Inhalte rezipieren und weiter teilen. Das bildet ein enormes Potential, da Lerninhalte nicht einfach „digital“ verfügbar gemacht werden können, sondern Digitales Lernen die Chance eines produktiven und sozialen Umgang mit Information bietet.
Beispiele von Potenzialen bei digitalen Lernmedien sind die Bildung Online Themengemeinschaften (Community), der Einsatz von Rollenspielen oder Gamifizierungselementen in Lernformaten, die Erschaffung von fiktiven Welten („virtual reality“) oder gemischten Welten („augmented reality“), um Lernumgebungen frei zu gestalten und entdecken, jenseits der physischen, realen und sozialen Grenzen. Ein weiterer Aspekt ist die Möglichkeit durch die Digitalisierung neues Wissen über die Welt zu generieren und zu verteilen. Nicht nur ist die Quantität des Wissens gestiegen, sondern auch seine „Haltbarkeit“ dramatisch verkürzt worden. Dadurch ist einerseits der Grad der Unsicherheit unserer Umwelt, andererseits auch die Möglichkeiten seiner Veränderung rasch gestiegen.
Die Welt ist „komplexer“ geworden (im Sinn von Snowden 2010) . In einer komplexen Welt gibt keine “one-size-fits-all” Entscheidungen, wie auch auch kein “one-size-fits-all” Lernen. Vor der Gestaltung von digitalen Inhalten müssen die Fragen beantwortet werden: In welchem System befinde ich mich? Welche Lern-Ansätze passen am besten für das bestimmtes System und die Problemstellung? Was ist die Rolle und Funktion von “Lernen” in den jeweiligen Systemen? Wie effektiv ist Lernen in Komplexen und Chaotischen Systemen?
Digitale Medien bieten ein weiteres Potential: „emerging practices” schneller und effektiver zu teilen, auszutauschen, umzutauschen als analoge Medien. Dies erfordert eine Bewusstsein, dass digitale Lernmedien auch der Entwicklung spezifischen digitaler Kompetenzen bedürfen, um ihr Potential zu entfalten.Medienkompetenz zu akquirieren heisst: Chancen digitaler Medien für sich zu nutzen, und zum anderen, Risiken digitaler Medien angemessen zu begegnen.
Hierfür hilft der DigComp, das „European Digital Competence Framework“ als Referenzmodell für die Definition und Entwicklung digitaler Kompetenzen genutzt . Ein letzter Aspekt ist die Nachhaltigkeit von digitalen Lernangeboten. Digitale Medien bringen per se keine Akzeptanz bei den Nutzern und sichern per se keine Nachhaltigkeit. Vielmehr hängt der nachhaltigen Erfolg des Einsatzes digitaler Medien davon ab, wie die eingesetzten Lernmedien zur Unternehmens/Organisationskultur passen, welche persönlichen wie organisationale Relevanz sie besitzen, wie auch welche Grad an Commitment bei dem Management sie finden.
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